Im modernen Homestudio ist Digitaltechnik, und vor allem digitale Signalverarbeitung, fast überall zu finden. Zwei der Grundprinzipien mit denen jeder Musikproduzent in Berührung kommt, sind die Analog-Digital-Wandlung (AD-Wandlung) und als Gegenstück die Digital-Analog-Wandlung (DA-Wandlung).

Um neue und kreative Verwendungsmöglichkeiten für dein Geräte und Plugins zu finden, solltest du deren grundlegenden technischen Funktionsprinzipien verstanden haben. Bei der Digitaltechnik und vor allem bei der Analog-Digital-Wandlung bzw. der Digital-Analog-Wandlung kann die Sache aber recht schnell kompliziert werden. Großes mathematisches oder physikalisches Verständnis ist dabei aber meist nicht nötig. Es genügt oft schon eine einfache Erklärung, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was in deinem Equipment vor sich geht. So bekommst du auch ein Gefühl dafür unter welchen Bedingungen du es besser nicht betreiben solltest.

1. Kurzübersicht


Bei der Analog-Digital-Wandlung und der Digital-Analog-Wandlung werden Signale zwischen dem analogen- und dem digitalen Zustand hin und her gewandelt. Dabei wird versucht diese Wandlung so verlustfrei wie möglich zu gestalten. Das würde bei einem Signal, das analog-digital- und gleich darauf wieder digital-analog-gewandelt wird, bedeuten, dass zwischen Ein- und Ausgangssignal so wenig Information wie möglich verloren geht. Im Folgenden werden diese beiden Prinzipien kurz anhand eines einfachen Homestudio-Setups erklärt.

1.1 Analog-Digital-Wandlung (AD)


Nach dem Mikrofonvorverstärker oder Instrumenteneingang ist dein Audio-Interface für die Analog-Digital-Wandlung des ankommenden Signals verantwortlich. Dabei wird das Signal abgetastet und in sogenannte Samples unterteilt. Wie oft das Signal abgetastet wird gibt die Abtastrate in Hertz (Hz) an. Anhand dieser weiß dein PC wieviele Stellen des Signals (Samples) er sich merken muss, um es später ohne hörbaren Verlust reproduzieren zu können. Typische Abtastraten sind z.B. 44,1; 48; 88,2 und 96 kHz, wobei mit steigender Abtastrate auch die Anforderungen an deinen Rechner steigen. Die Amplitude, also die Lautstärke deines Signals, wird pro Abtastpunkt als Digitalwert (binär) gespeichert.

Auch in den meisten günstigen Audio-Interfaces sind Analog-Digital-Wandler verbaut, die fast allen Anforderungen genügen sollten. Bei einer Signalkette, die aus Musiker, Instrument, Mikrofon, Mikrofonvorverstärker und Analog-Digital-Wandler besteht, hat letzterer sicher den geringsten Einfluss auf die Signalqualität.

1.2 Digital-Analog-Wandlung (DA)


Bevor das Signal über die Ausgänge an deine Studiomonitore oder Kopfhörer geschickt wird, muss es digital-analog-gewandelt werden. Das Prinzip ist umgekehrt zur Analog-Digital-Wandlung. Es wird also aus den zuvor gespeicherten Abtastpunkten wieder ein durchgehendes, analoges Signal erzeugt. Dabei müssen die bei einem Digitalsignal üblichen Stufen noch geglättet werden. Das wird durch sogenannte Anti-Aliasing-Filter erreicht.

Es gibt bei Digital-Analog-Wandlern preislich nach oben hin kaum eine Grenze, wobei du dir Anfangs auch bei günstigen Audio-Interfaces keine Sorgen über den verbauten Digital-Analog-Wandler machen musst.

2. Ablauf einer AD/DA-Wandlung


Der Ablauf einer Analog-Digital-Wandlung, und nachfolgend einer Digital-Analog-Wandlung, kann in mehrere logische Schritte unterteilt werden. Ich gehe in folgendem Beispiel davon aus, dass ein Signal über einen Mikrofonvorverstärker oder einen Line-Eingang ankommt und anschließend analog-digital- und wieder digital-analog-gewandelt wird. In diesem Zusammenhang solltest du dir auch Begriffe wie Abtastrate, Dynamikumfang und Bittiefe etwas näher ansehen.

2.1 Analogsignal (zeit- und wertkontinuierlich)


Bei einer Analog-Digital-Wandlung ist das Analogsignal jene Spannung, die nach dem Mikrofonvorverstärker oder dem Line-Eingang am Digitalwandler ankommt. Es ist ein sogenanntes zeit- und wertkontinuierliches Signal. Das heißt, es weist einen stufenlosen und beliebig feinen Verlauf auf und kann im Dynamikbereich theoretisch unendlich viele Werte annehmen. Bei realen physikalischen Größen ist die Auflösung allerdings durch Störungen wie Rauschen oder Verzerrungen begrenzt. Einmal hinzugefügte Störungen können in einem Analogsignal auch nicht mehr rückgängig gemacht werden.

2.2 Die Abtastung (zeitdiskret und wertkontinuierlich)


Während der Analog-Digital-Wandlung wird das Analogsignal zu jenen Zeitpunkten abgetastet, die von der Abtastrate oder Samplerate vorgegeben werden. Dabei überprüft der Digitalwandler, wie groß die Spannung des Signals am jeweiligen Abtastpunkt ist und merkt sich diesen Spannungswert. Es liegt dann ein sogenanntes zeitdiskretes aber wertkontinuierliches Signal vor. Das heißt, auf der Zeitachse sind nicht mehr unendlich viele Werte vorhanden, sondern nur mehr soviele, wie von der Abtastrate vorgegeben. Bei einer Abtastrate von 48 kHz ergibt das pro Sekunde 48.000 Werte die das Signal repräsentieren.

Die Amplitude ist noch immer wertkontinuierlich und kann den Dynamikumfang mit unendlich vielen Werten abbilden. Wenn die Abstände zwischen den Abtastpunkten aber ungenau sind, kann sogenannter Jitter die Qualität des gespeicherten Signales negativ beeinflussen.

2.3 Digitalisierung (zeit- und wertdiskret)


Bei der Digitalisierung werden aus den 48.000 analogen Werten, die pro Sekunde abgetastet werden, 48.000 digitale. Das Signal wird in diesem Schritt der Analog-Digital-Wandlung von einem wertkontinuierlichen in ein wertdiskretes umgewandelt. Das heißt, dass, wie vorhin bei der Abtastrate, aus unendlich vielen möglichen Werten eine begrenzte Anzahl gemacht wird. Diese Werte werden über die Bittiefe definiert und üblicherweise als Binärzahlen kodiert.

Die heutzutage übliche Bittiefe beim Aufnehmen beträgt 24 Bit. Damit können über zwei Millionen Werte pro Abtastpunkt abgebildet werden, was einem Dynamikumfang von 144 dB entspricht und weit über dem von analogem Equipment liegt. Zum Vergleich können bei 16 Bit nur 65.536 Werte abgebildet werden – das entspricht einem Dynamikumfang von 96 dB. Bei einem Digitalsignal können auch Störungen im Signal kompensiert werden, solange diese unter bestimmten Grenzwerten bleiben.

2.4 Das Digitalsignal


Das Ergebnis einer Analog-Digital-Wandlung ist ein Digitalsignal, welches immer ein Kompromiss aus einer möglichst hohen Auflösung, möglichst geringem Speicherplatzbedarf und möglichst niedrigem Rechenleistungsaufwand ist. Dabei wird versucht das Analogsignal so gut es geht digital abzubilden. Es können aber Quantisierungsfehler auftreten, durch die gewisse Anteile des Signals nicht richtig abgebildet werden. Das kann bei der Rückwandlung von digital nach analog zu einem verfälschten Ergebnis führen.

Wenn z.B. ein Spannungswert an einem Abtastpunkt genau zwischen zwei möglichen Bit-Werten liegt, muss dieser auf- oder abgerundet werden und kann somit zu einem leicht veränderten Endergebnis führen. Das hat bei einer Auflösung von 16 Bit größere Auswirkungen als bei 24 Bit, weshalb eine höhere Bit-Tiefe eigentlich immer von Vorteil ist – der erhöhte Speicherplatzbedarf ist heutzutage schon vernachlässigbar.

2.5 Digital zu Analog


Bei der Rückwandlung des digitalen in ein analoges Signal (Digital-Analog-Wandlung) werden die gespeicherten Werte wieder in Spannungen umgewandelt – in unserem Fall wieder 48.000 mal pro Sekunde. Dabei wird der jeweilige Spannungswert bei jedem Abtastpunkt so lange gehalten, bis der nächste Wert ausgelesen wird. Es entsteht ein treppenförmiges, zeitkontinuierliches aber noch wertdiskretes Signal, das jedoch in diesem Zustand vielfältige höherfrequente Signalverläufe zulassen würde. Um diese zu verhindern, werden die höheren Frequenzanteile, und damit weitere mögliche Signalverläufe, durch Anti-Aliasing-Filter auf analoger Seite entfernt. Weitere mögliche lineare Verzerrungen werden durch zusätzliche Filter auf digitaler Seite kompensiert.

2.6 Reproduziertes Signal


Wenn die Digital-Analog-Wandlung erfolgreich war, sollte das reproduzierte Analogsignal den Verlauf des zuvor abgespeicherten Signals wiederspiegeln. Es sollten dabei keine Unterschiede zwischen dem analogen Anfangssignal und dem gewandeltem Endergebnis hörbar sein. Das ist aber nur möglich, wenn bei der Abtastung die Regeln des Nyquist-Shannon-Abtasttheorem befolgt und die Bittiefe hoch genug gewählt wurde.

Fazit


Die Qualität der Analog-Digital-Wandlung und der Digital-Analog-Wandlung ist ein vieldiskutiertes Thema im professionellen Audio- und Hi-Fi-Bereich. Obwohl es unwiderlegbare Qualitätsunterschiede zwischen Digitalwandlern gibt, solltest du dir in alltäglichen Situationen darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Analog-Digital- bzw. die Digital-Analog-Wandler haben aus all den Komponenten, die zu einem guten Klang beitragen, sicher den geringsten Einfluss auf die Signalqualität. Fürs Erste sind also auch die Wandler in einem Audio-Interface unter 150€ mehr als ausreichend.  Solltest du ernsthaft über die Anschaffung eines zusätzlichen AD/DA-Wandlers nachdenken, lies dir am besten den Thomann Ratgeber über Digitalwandler durch.

Wenn du mehr Fragen zum Thema Recording hast, kannst du gerne in meinen Homerecording Beiträgen nach Antworten stöbern.

Beitragsbild: Chris Hörmann
Quellen: Wikipedia (2017)