Studiomonitore und Kopfhörer sind das Mikroskop des Tontechnikers. Mit ihnen beurteilt er die aufzunehmenden oder die aufgenommenen Spuren und entscheidet, ob weitere Bearbeitung notwendig ist und, falls ja, welche. Um aber die richtigen Studiomonitore oder den richtigen Kopfhörer für die richtige Situation zu finden, ist es hilfreich ein grundlegendes Verständnis der Funktionsweise zu haben.

Studiomonitore gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und Preisklassen und sie beruhen alle auf ähnlichen physikalischen und elektrotechnischen Prinzipien. Trotzdem kann die Klangqualität bei der Wiedergabe von Monitor zu Monitor enorm schwanken. Das liegt unter anderem daran, dass bei der Erzeugung und Entstehung von Schall Luft in Bewegung gesetzt wird, die sich leider nicht immer vorhersehbar verhält. Dabei spielen z.B. die Konstruktion des Lautsprecher-Chassis, die Raumakustik, die Temperatur und andere Faktoren eine Rolle. Bei Kopfhörern haben diese Faktoren nicht so einen großen Einfluss, da der Schall ja unmittelbar vor dem Ohr entsteht. Bei der Auswahl passender Studiomonitore solltest du diese Eigenschaften aber nicht außer Acht lassen.

1. Der Lautsprecher


Das Kernbauteil, das allen Studiomonitoren und Kopfhörern zugrunde liegt, ist der Lautsprecher. Dieser ist für die Schallerzeugung verantwortlich und ist in den meisten Studiomonitoren in verschiedenen Größen verbaut. Obwohl es noch andere Prinzipien der Schallerzeugung gibt, werden in Studiomonitoren meist nur zwei Varianten verwendet.

1.1 Membran, Antrieb & Verbindung


Diese beiden Varianten sind der Tauchspulen– und der Bändchen-Lautsprecher. Sie bestehen grundsätzlich aus drei Bauteilgruppen: Dem Antrieb, der Membran und der Verbindung zwischen diesen beiden Bauteilen. Der Antrieb ist dafür verantwortlich die elektrische Energie des Verstärkers in mechanische Energie umzuwandeln. Die Membran wandelt diese mechanische Energie dann durch Bewegung in Luftschall um. Die Verbindungsbauteile sorgen dafür, dass die Membran fix mit dem Lautsprecher verbunden ist und der Antrieb nur im Zentrum der Membran wirkt.

1.2 Tauchspulen-Lautsprecher (Elektrodynamisch)


Das klassische, allseits bekannte Lautsprecherdesign ist der Tauchspulenlautsprecher. Dieser basiert auf dem elektrodynamischen Prinzip. Dabei wird ein Audiosignal in Form von elektrischer Energie durch eine Spule geschickt. Im Zentrum der Spule befindet sich ein Magnet, welcher mit der Lautsprechermembran verbunden ist. Diese ist meist aus Pappe gefertigt und an den Rändern mit den Verbindungsbauteilen starr verbunden. Wenn sich nun der Magnet in der Spule auf und ab bewegt, wird die Membran je nach Signalstärke vom Zentrum aus vor und zurück bewegt. Diese Bewegung wird dabei in Luftschall umgewandelt.

1.3 Bändchen-Lautsprecher (Elektromagnetisch)


Eine weitere Bauart, die aber nur für Mitten- und Hochtonlautsprecher verwendet wird, ist der Bändchen-Lautsprecher. Dieser basiert auf dem elektromagnetischen Prinzip. Dabei ist ein hauchdünnes, gefaltetes (meist Aluminium-) Bändchen als Membran zwischen zwei Magneten aufgespannt. Da dieses Bändchen elektrisch leitfähig ist, fungiert es selbst als Spule. Wenn nun Energie an dieses Bändchen angelegt wird, wirkt ein Magnetfeld direkt auf die Membran und bewegt das Bändchen vor und zurück. Diese Bewegungsenergie wird dabei wieder in Luftschall umgewandelt.

2. Studiomonitore


Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten diese Lautsprecher-Prinzipien in Studiomonitore einzubauen. Dabei ist zu unterscheiden, ob die Lautsprecher mit einer internen oder einer externen Endstufe betrieben werden und ob einer oder mehrere Lautsprecher im Chassis verbaut sind.

2.1 Aktive Studiomonitore


Die meisten fürs Homerecording (und darüber hinaus) relevanten Monitore sind sogenannte „aktive Studiomonitore“. Das heißt, in jedem Boxen-Chassis ist eine Verstärkerendstufe verbaut, welche die vorhandenen Lautsprecher antreibt. Ein großer Vorteil dabei ist, dass kein zusätzliches externes Gerät notwendig ist um die Monitore zu betreiben. Viele aktive Studiomonitore haben zusätzlich auch noch einfache Equalizer an Bord. Mit denen kannst du den Frequenzverlauf geringfügig an die jeweilige Studioumgebung und auch an deinen persönlichen Geschmack anpassen.

2.2 Passive Studiomonitore


Wenn Studiomonitore passiv betrieben werden, ist die Verstärkerendstufe in einem externen Gerät beherbergt. Das kennt man u.a. von Stereoanlagen, bei denen die Boxen nur mit zwei dünnen Kabel über Klemmen am Hauptgerät angeschlossen werden. Diese Variante ist bei Studiomonitoren fürs Homerecording eher selten zu finden und wird z.B. in Mastering Studios oder bei fix verbauten Hauptmonitoren in professionellen Tonstudios verwendet. Das bietet zwar einige Vorteile wie z.B., dass die Endstufe austauschbar ist, dass die Boxen-Chassis anders gebaut werden können, da kein Platz für die Endstufe reserviert werden muss oder, dass es keine Probleme mit eventuellen Einstreuungen der Endstufe gibt, was aber beim Homerecording meist irrelevant ist.

2.3 Frequenzweiche


Jeder Studiomonitor, der mehr als einen Lautsprecher verbaut hat, egal ob aktiv oder passiv, hat eine Frequenzweiche an Bord. Diese splittet die vom Verstärker kommenden Signale in verschiedene Frequenzbereiche auf und verteilt sie auf die jeweiligen Lautsprecher. Die tiefen Frequenzen werden dabei z.B. an den Tieftöner geschickt und die hohen an den Hochtöner. Frequenzweichen sind meist einfache Bandpassfilter, die aus Kondensatoren, Spulen und eventuell auch Widerständen aufgebaut sind.

2.4 Einweg-System


Das Einweg-System besteht, wie der Name vermuten lässt, aus lediglich einem Lautsprecher. Dieser ist dafür verantwortlich das gesamte Frequenzspektrum so gut es geht wiederzugeben. Das ist mit nur einem Lautsprecher aber nahezu unmöglich, weshalb man dabei in den Tiefen und Höhen Abstriche machen muss. Der Klang ist dadurch sehr auf die Mitten fokussiert.

Da man im Studio aber möglichst das volle Frequenzspektrum beurteilen möchte, ist diese Bauweise als Hauptabhöre ungeeignet. Genau dieses Fehlen der Tiefen und Höhen sehen aber viele Tontechniker als den entscheidenden Vorteil. Im Mittenspektrum ist nämlich die meiste musikalische Information vorhanden und dort ringen auch die meisten Instrumente um ihren Platz. Um diesen Frequenzbereich nun gut beurteilen zu können, sind Einweg-Systeme ideal geeignet, da eben genau dort ihre Stärken liegen.

2.5 Zweiweg-System


Die am häufigsten anzutreffenden Studiomonitore im Homerecording- und Tonstudiobereich sind Zweiweg-Systeme. Diese bestehen aus einem Tieftöner und einem Hochtöner, die jeweils nur einen Teil des Frequenzspektrums wiedergeben. Wie viel vom Spektrum der jeweilige Lautsprecher wiedergeben muss, wird über die Frequenzweiche geregelt. Der Frequenzbereich wird dabei von der Größe des Lautsprechers beschränkt, da es physikalisch unmöglich ist tiefe Bassfrequenzen mit kleinen Lautsprechern wiederzugeben. Je tiefer ein Zweiweg-System in den Bassbereich geht, desto eher kann es vorkommen, dass der Mittenbereich etwas darunter leidet.

2.6 Dreiweg-System


Um dem entgegenzuwirken wird beim Dreiweg-System noch ein zusätzlicher Lautsprecher verbaut. Dieser ist dediziert für die Mitten verantwortlich und wird über eine weitere Frequenzweiche angesteuert. Diese Bauart ist aus Komplexitätsgründen bei Planung und Herstellung auch fast nur im oberen Preissegment zu finden. Sie macht in kleinen Homestudios, die akustisch nicht optimiert sind, auch weniger Sinn, da tiefe Bassfrequenzen dort oft mehr Probleme erzeugen als sie lösen.

2.7 Bassreflexöffnung


Um die Limitierung der Lautsprecher in den Bassfrequenzen etwas nach unten zu verschieben, haben viele Zwei- und Dreiweg-Systeme eine Bassreflexöffnung verbaut. Dabei werden durch die Bauweise des Boxen-Chassis Bassfrequenzen zusätzlich verstärkt. Diese Bassreflexöffnungen können entweder nach vorne oder hinten gerichtet sein. Ersteres erzeugt meist eine bessere Impulstreue und hat weniger mit Interferenzproblemen zu kämpfen. Falls die Bassreflexöffnung nach hinten gerichtet ist, solltest du darauf achten die Boxen nicht zu nahe an eine Wand zu stellen.

2.8 Subwoofer


Wenn du den Bass bis in die tiefsten Frequenzen richtig beurteilen können möchtest, kommst du um einen Subwoofer fast nicht herum. Ein Subwoofer ist nichts anderes als ein weiterer Lautsprecher, der für die Wiedergabe von ganz tiefen Frequenzen optimiert ist. Dabei ist im Subwoofer-Chassis eine weitere Frequenzweiche verbaut. Mit dieser stellst du ein bis zu welcher oberen Grenzfrequenz der Subwoofer die tiefen Frequenzen wiedergeben soll. Alles unterhalb dieser Frequenz wird dann vom Subwoofer und alles oberhalb von den an der Frequenzweiche angeschlossenen 2- oder 3-Weg-Systemen übernommen. Beim Einsatz eines Subwoofers sollte dein Raum akustisch schon recht gut optimiert sein, damit du auch sein volles Potential ausschöpfen kannst.

3. Kopfhörer


Kopfhörer werden beim Homerecording oder im Tonstudio für mehrere Zwecke verwendet. Zum einen beim Aufnehmen als Monitoring für den Musiker und zum anderen beim Mischen als Haupt- oder Nebenabhöre für den Tontechniker. Beide Anwendungen stellen jeweils unterschiedliche Anforderungen an den Kopfhörer.

3.1 Geschlossene Kopfhörer


Beim Aufnehmen kommt meist die geschlossene Bauweise zum Einsatz. Bei geschlossenen Kopfhörern sind die Ohrpolster und das Chassis so konstruiert, dass nahezu kein Schall von außen in die Kopfhörermuschel eindringen kann. Das gleiche gilt für Schall, der aus der Kopfhörermuschel nach außen dringen will. Sie sind daher ideal zum Aufnehmen geeignet. Zum einen hört der Musiker sich selbst, den Klick und einen etwaigen Backing-Track gut über die Kopfhörer und zum anderen nehmen die Mikrofone im Raum genau dieses Monitoring nicht mit auf. Das ist gerade bei Schlagzeugaufnahmen wichtig, damit etwa bei ausklingenden Becken der Klick nicht über die Mikrofone mit aufgenommen wird und so die Aufnahme ruinieren kann.

3.2 Offne Kopfhörer


Das Gegenstück zur geschlossenen ist die offene Bauweise. Dabei sind die Kopfhörer so konstruiert, dass Schall von außen ins Chassis eindringen und von dort auch nach außen dringen kann. Solche Kopfhörer werden vor allem beim Mischen eingesetzt. Dort ist störender Umgebungsschall meist nicht vorhanden und auch andere Personen, die sich gestört fühlen könnten, sind meist nicht im Raum. Ein großer Vorteil dieser Bauweise ist, dass sich kaum ein Druckgefühl rund um die Ohren aufbaut, welches bei geschlossenen Kopfhörern oft ausgeprägt ist. Fürs Aufnehmen lauter Instrumente und gleichzeitigem Kopfhörermonitoring im selben Raum ist diese Variante aber aufgrund der vorher genannten Eigenschaften nicht geeignet.

3.3 Halboffne Kopfhörer


Ein Mittelweg zwischen offenen und geschlossenen Kopfhörern ist die halboffene Bauweise. Solche Kopfhörer dämpfen einen Teil des Umgebungsschalls und lassen einen Teil des Schalls aus dem Kopfhörerchassis nach außen. Das kann z.B. bei Aufnahmen gewünscht sein, wo der Musiker noch einen Teil des Direktschalls von den umgebenden Instrumenten hören aber auch genug von Monitoring-Signal und Klick mitbekommen möchte.

Fazit


Wenn du auf der Suche nach passenden Studiomonitoren bist macht es neben dem Probehören im Musikfachhandel Sinn, mehrere Modelle in der eigenen gewohnten Hörumgebung zu testen. So kannst du sicherstellen, dass nicht die Räumlichkeiten beim Musikhändler dein Urteilsvermögen trüben und du vielleicht so die falsche Wahl treffen würdest. Im Einzelhandel ist es teilweise auch möglich dir mehrere Modelle auf Lieferschein zu besorgen, damit du nicht alle Monitorpaare vorfinanzieren musst. Bei Kopfhörern ist das Auswahlverfahren ähnlich, zum Teil aber etwas leichter, da du dabei die Raumakustik ignorieren kannst.

Wenn du mehr Fragen zum Thema Recording hast, kannst du gerne in meinen Homerecording Beiträgen nach Antworten stöbern.

Beitragsbild: Pixabay
Quellen: TU BerlinWikipedia (2017)