Der erste wichtige Schritt beim Erlernen der Gitarre ist das sichere Beherrschen von Akkorden. Nur hört die Arbeit da noch nicht auf. Ein Grundbaustein der modernen Musik sind Akkordfolgen. Um dir unnötigen Frust zu ersparen, zeige ich dir hier eine einfache Methode Akkordfolgen zu üben.

Bei Anfängern sieht das Üben von Akkordfolgen meist folgendermaßen aus: Akkord greifen, Akkord anspielen, unzufrieden sein, abgedämpfte Saiten zum klingen bringen wollen, ewig Zeit nehmen um auf den nächsten Akkord umzugreifen und das ganze Prozedere von vorne beginnen. Wie du wahrscheinlich erahnen kannst ist diese Methode nicht wirklich zielführend. Mit Hilfe eines Metronoms und einer Stoppuhr kannst du dir eine andere, effizientere Art des Übens angewöhnen, die schnell zu brauchbaren Ergebnissen führt.

1. Üben von Akkordfolgen – Übungsablauf


Wenn du Metronom hörst wirst du wahrscheinlich gleich an das ewige Auf- und Abspielen eines Musters zum Tick-Tock denken. Nicht so bei dieser Übung. Als erstes stellst du dein Metronom auf ein langsames Tempo zwischen 50 und 60 bpm und eine Stoppuhr auf 3 Minuten ein.

1.1 Bewegung der Finger einprägen


Nun suchst du dir zwei benachbarte Akkorde aus der zu lernenden Akkordfolge aus und prägst dir ein, wie du die Finger beim Umgreifen bewegen musst. Wenn du schon etwas Erfahrung hast, kannst du natürlich auch gleich die ganze Akkordfolge spielen. Starte dabei die Stoppuhr und befasse dich die vollen drei Minuten ausschließlich mit diesem Teil der Übung. Falls du beim Greifen von Akkorden generell noch Probleme hast, kannst du das mit einer meiner anderen Übungen verbessern.

1.2 Umgreifen in ganzen Noten


Nachdem die ersten drei Minuten abgelaufen sind, startest du dein Metronom oder deinen Drumsampler und beginnst die nächste Runde. Das Ziel in diesem Schritt ist es, immer auf den ersten Schlag des Taktes (hoher Klick beim Metronom) den nächsten Akkord anspielbereit gegriffen zu haben. Das sieht folgendermaßen aus:

Du greifst den ersten Akkord und schlägst diesen an. Den restlichen Takt hast du nun Zeit den nächsten Akkord zu greifen. Dabei geht es nicht darum den ersten Akkord den ganzen Takt lang klingen zu lassen. Das würde nur Stress beim Umgreifen verursachen. Vielmehr geht es darum, dass du dir wirklich den ganzen restlichen Takt Zeit nimmst, um den nächsten Akkord so gut es in diesem Zeitraum möglich ist zu greifen. Auf der nächsten Eins muss er wieder anspielbereit auf dem Griffbrett liegen. Dann geht es in der gleichen Weise zurück zum ersten Akkord oder zum nächsten in der Akkordfolge.

1.3 Umgreifen in halben Noten


Nachdem du den vorherigen Schritt gemeistert hast, heißt es jetzt den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. In diesem Fall änderst du nicht das Metronomtempo sondern erhöhst die Anzahl deiner Anschläge.

Du startest wieder deine Stoppuhr und schlägst diesmal jeden Akkord auf dem ersten und dritten Taktschlag an. Du greifst also den ersten Akkord, schlägst ihn auf der Eins an, lässt ihn klingen, schlägst ihn auf der Drei erneut an und beginnst erst dann mit dem Umgreifen. Somit hast du nur noch etwas weniger als einen halben Takt Zeit, um zum nächsten Akkord umzugreifen. Dieser muss trotzdem auf der nächsten Eins wieder anspielbereit auf dem Griffbrett liegen. Diesen Ablauf wiederholst du nun bis die drei Minuten um sind.

1.4 Umgreifen in Viertelnoten oder mit Schlagmustern


Wenn du mit der vorherigen Aufgabe schon deine Probleme hattest, dann mach diesen Schritt erst in einer der nächsten Übungssessions und wiederhole stattdessen den Letzten noch einmal. Falls aber noch Luft nach oben ist, starte die Stoppuhr erneut und los geht’s.

Jetzt schlägst du die Akkorde in Viertelnoten, also auf allen vier Metronomschlägen, an. Das heißt, dass du jeden Akkord auf der Eins, der Zwei, der Drei und der Vier anschlägst und erst dann umgreifst. Dadurch hast du nur mehr etwas weniger als eine Viertelnote Zeit für den Akkordwechsel. In diesem Schritt entwickelt sich die Akkordfolge auch immer mehr von einer reinen Übung hin zu etwas, das schon nach einem Song klingt. Wenn du die Viertelnoten gemeistert hast, kannst du die Übung natürlich auch mit einem beliebigen Schlagmuster machen oder einfach das Tempo steigern.

1.5 Das solltest du unbedingt beachten


Die Stoppuhr sorgt dafür, dass du immer die vollen drei Minuten konzentriert bei der Sache bist. Das garantiert den besten Lerneffekt. Lass dich also nicht von deinem Smartphone oder ähnlichem ablenken, so verlockend es auch sein mag. Wenn drei Minuten ohne WhatsApp o.Ä. schwer für dich sind, solltest du sowieso deine Art der Nutzung überdenken. Natürlich kannst du das Smartphone aber als Metronom oder Stoppuhr verwenden.

Versuche immer so genau wie möglich zu greifen. Hör aber nicht auf zu spielen, auch wenn der Akkord mal richtig Sch…e klingt. Spiel einfach weiter und nimm dir vor ihn beim nächsten Durchgang besser zu greifen. Das ist vergleichbar mit einer Feedback-Schleife in der Elektrotechnik. Der Output, also der angeschlagene Akkord, gibt dir Auskunft darüber ob das Ziel vollständig erreicht wurde, also ob du auf die Eins angeschlagen hast und ob der Akkord sauber geklungen hat. Falls das nicht der Fall war, weißt du nun wo du beim nächsten Durchgang nachbessern musst.

Ein weiteres Ziel der Übung ist es die Unabhängigkeit der linken und rechten Hand zu verbessern. Wie im vorherigen Absatz erwähnt, soll die rechte Hand auch dann auf die Eins anschlagen, wenn der Akkord nur mittelmäßig oder gar nicht zum richtigen Zeitpunkt gegriffen werden konnte. Das hat mitunter den Grund, dass du dir beim live Spielen auch nicht einfach mal eine Pause zum Umgreifen gönnen kannst. Und Menschen nehmen rhythmische Fehler eher war als einen unsauber gegriffenen Akkord.

Falls du einen der oben genannten Übungsschritte noch nicht ganz schaffen solltest, versuche trotzdem ihn die vollen drei Minuten lang durchzuhalten. Du lernst nämlich am meisten aus Dingen die du noch nicht kannst. Das ist wie beim Gewichtheben: Du wirst wahrscheinlich nicht 200 kg heben können, wenn du noch nicht mal 180 kg schaffst. Aber um zum Ziel zu gelangen, musst du trotzdem versuchen immer wieder mal ans oder auch übers Limit zu gehen. Nur so kannst du einen effektiven Trainingsreiz setzen. Falls du einen Schritt aber noch nicht mal ansatzweise schaffst, ist es natürlich klüger den vorherigen stattdessen nochmal zu üben. Die Zeit fürs Level Up wird auf jeden Fall kommen.

Fazit


Wenn du zum Üben von Akkordfolgen diese Methode verwendest, wird dir auffallen, dass die Zeit dabei wie im Flug vergeht. Das liegt vor allem daran, dass die kurzen dreiminütigen Intervalle konzentrationsmäßig leicht zu verarbeiten sind und du dabei schnell auf eine Übungszeit von 15 Minuten oder mehr kommst. Wenn du es schaffst diese Übung über mehrere Wochen hinweg in deine täglich Routine einzubauen, wirst du merken wie viele Fortschritte du mit nur 10-15 Minuten Übungszeit erzielen kannst.

Bei generellen Fragen rund um die Gitarre, findest du in der Beitragskategorie „Gitarre“ vielleicht hilfreiche Antworten.