Einen Raum akustisch zu optimieren ist ein komplexes Unterfangen und kann bei der Verwendung von vorgefertigten Akustikmodulen schnell ins Geld gehen. Aus letzterem Grund  habe ich mich entschieden meinen Mixingraum mit selbst gebauten Breitbandabsorbern weiter zu optimieren. In diesem Artikel werde ich erklären, wie ich meine Schallabsorber gebaut habe, welche Materialien ich dafür verwendet habe und was das ganze Unterfangen in etwa gekostet hat.

Das Konzept von Schallabsorbern und allgemeine Prinzipien der Raumakustik kannst du in meinem Beitrag über Raumakustik oder in Andreas Frieseckes Buch über Studio Akustik nachlesen. Ich fasse die Wirkungsweise von den hier gebauten Schallabsorbern, sogenannten Breitbandabsorbern, nochmal zusammen:

Um die Schallschwingungen, also die Bewegung der Luftteilchen, zu absorbieren, muss die Bewegungsenergie in eine andere Energieform umgewandelt werden – in diesem Fall Wärme. Dazu kann man sich das Prinzip der Reibung zunutze machen: Dabei wird ein poröses, also luftdurchlässiges, Material benutzt, welches einen hohen Strömungswiderstand aufweist. Wenn nun Schall in dieses Absorbermaterial eindringt, reiben sich die Luftteilchen an der porösen Struktur und wandeln dabei ihre Bewegungsenergie zum Teil in Wärme um. Den Frequenzbereich in dem diese Absorber arbeiten, kannst du mit der Materialstärke regulieren: je dicker das Material, desto tiefere Frequenzen können absorbiert werden. Gängige Materialien für Breitbandabsorber sind z.B Akustikschaumstoff, Melaminharzschaum (z.B. Basotect®) oder Steinwolle.

Ich habe als Absorbermaterial Steinwolle verwendet, da es günstig und in jedem halbwegs sortierten Baumarkt lagernd ist.

1. DIY Schallabsorber – Der Rahmen


Beim Rahmen habe ich mich für gehobeltes Fichtenholz entschieden. Mir gefällt das helle Holz und es ist leicht zu verarbeiten. Ich wollte mit diesen Absorbern auch vermeiden meinen Raum noch dunkler zu getalten – der Akustikschaumstoff, den ich zuvor an den Wänden hatte (und teilweise auch noch habe), war grau und hat den Raum doch stark abgedunkelt.

1.1 Materialien und Werkzeuge


Der Rahmen ist aus 2,6 x 14,2 cm starken, gehobelten Fichtenholzbrettern von OBI. Bei der Länge habe ich mich an den Abmessungen der Steinwollplatten (100 x 62,5 cm) orientiert, die ich zur zur Füllung verwendet habe. Du benötigst also pro Absorber zwei Latten mit je 100 cm (Seitenteile) und zwei mit je 67,7 cm (62,5 cm + 2 x 2,6 cm) also aufgerundet 68 cm.

Bei Brettern dieser Stärke kann es vorkommen, dass diese sich der Länge nach etwas verdrehen. Achte also darauf gerade Bretter zu kaufen, damit du beim Zusammenschrauben keine unangenehmen Überraschungen erlebst.

Bei der Verwendung der 2,1 m langen Latten von OBI benötigst du insgesamt 10 Latten: 6 Latten aus denen du je zwei Seitenteile mit 1 m und 4 Latten aus denen du je drei Teile mit 68 cm für die beiden kurzen Seiten herausbekommst. Lass dir die Bretter am besten schon im Baumarkt zuschneiden.

Weiters benötigst du pro Absorber vier Metalwinkel, einen Akkuschrauber, 3 x 25mm Schrauben zum anbringen der Winkel, 3,5 x 35 mm Schrauben zur Stabilisierung, die passenden Bits und eventuell einen 4 mm Holzbohrer. Wenn du alles beisammen hast kann es jetzt ans Zusammenbauen des Rahmens gehen.

1.2 Seitenteile


Als erstes schraubst du die Winkel an die langen (100 cm) Seitenteile. Dazu benutzt du am besten eines der kürzeren Stücke und hältst es an das Ende das langen Stückes. So siehst du wo du den Winkel genau anbringen musst. Er sollte nicht über das Brettende hervorstehen aber auch nicht zu weit von der Brettkante ins Innere des Brettes rutschen. 0,5 bis 1 mm ins Innere sollten aber kein Problem sein, da die Schrauben den Winkel später sowieso an das angrenzende Brett heran ziehen.

Ich habe den Winkel mit Augenmaß in der Mitte des Brettes platziert und anschließend mit den 3 x 2,5 mm Schrauben festgeschraubt. Verwende am besten alle zur Verfügung stehenden Löcher in den Winkeln, damit später nichts wackelt.

1.3 Rahmen zusammenschrauben


Jetzt schraubst du die kurzen (68 cm) an die langen Seitenteile. Beachte dabei, dass die Kanten bündig abschließen und dass du die schönste Seite und die makelloseste Kante für die sichtbaren Stellen verwendest. Bei meinen Brettern war eine Seite teilweise schöner gehobelt als die Andere und das Holz vom Zuschneiden ausgefranst.

Sollte das Holz etwas gewölbt sein, achte darauf, dass die Wölbung außen ist. Beim Zusammenschrauben wird der gewölbte Teil dann an das anliegende Brett herangezogen und du siehst später an der Rahmenkante keinen unschönen Spalt zwischen den Brettern.

1.4 Schrauben zu Stabilisierung


Als nächstes stabilisierst du den Rahmen mit den 3,5 x 35 mm Schrauben. Setze die Schrauben dabei so auf, dass sie zentral in das stehende Brett eindringen. Nicht dass die Schraubenspitze am Ende noch seitlich raus steht.

Damit das Holz nicht zerspringt, kannst du die Löcher für die Schrauben im liegenden Brett auch vorbohren. Ich habe das aber relativ schnell weggelassen, da mit den 3,5 mm Schrauben das Holz auch ohne Vorbohren nicht zersprungen ist.

1.5 Der fertige Rahmen


Jetzt ist der äußere Rahmen fertig. Wie viele Schallabsorber du dir baust hängt von deiner Raumgröße und deinem Budget ab. Ich habe sechs Breitbandabsorber gebaut da ich schon bestehende Akustikmaßnahmen in meinem Raum hatte (Bassfallen, Deckensegel, Schaumstoffmodule) und in einer Steinwollpackung genau sechs Platten verpackt waren.

2. Stoffbespannung


Nun geht es an die Stoffbespannung deiner Schallabsorber. Im Grunde kannst du dafür jeden Stoff verwenden, wobei du von all zu dünnen Stoffen absehen solltest da du sie doch verhältnismäßig stark spannen wirst. Um die Steinwolle daran zu hindern in den Raum zu gelangen, sollten sie auch nicht grobmaschig sein.

2.1 Materialien und Werkzeuge


Für die Stoffbespannung benötigst du in erster Linie einen Stoff, der dir gefällt. Ich habe dafür weißen Bühnenmolton verwendet. Dieser hellt den Raum auf, ist etwas dicker, schwer entflammbar und auch in gespanntem Zustand blickdicht.

Der Stoff sollte auf jeden Fall so dick sein, dass die Steinwolle nicht durchsickern kann und so blickdicht, dass die Struktur der Steinwolle nicht mehr durchscheint.

Zum befestigen der Bespannung brauchst du dünne Holzlatten. Ich habe dafür sägeraue Holzlatten mit 2,4 x 3,8 cm verwendet.

Weiters benötigst du wieder einen Akkuschrauber, 3,5 x 35 mm Schrauben zum befestigen der Holzlatten, die passenden Bits, einen Tacker mit zusätzlichen Tackerklammern, eine Stichsäge o.Ä. und eine Stoffschere.

2.2 Stoff zuschneiden und befestigen


Jetzt musst du den Stoff für die Bespannung passend zuschneiden. Das geht am einfachsten, wenn du deinen Rahmen auf den Stoff legst und mit der Stoffschere rundherum schneidest. Lasse dabei den Stoff ca. 5-7 cm über die Außenkanten deines Rahmens stehen. Du solltest auf jeden Fall so viel Spielraum lassen, dass du den Stoff nach anbringen der Holzleiste noch greifen kannst aber auch nicht zu weit, um keinen Stoff zu verschwenden.

Im nächsten Schritt tackerst du den Stoff an die Innenseite des Rahmens. Dabei sollte er im Zentrum möglichst glatt auf dem Boden liegen. In den Ecken faltest du ihn so, dass sich keine Stoffwülste bilden. Die Tackerklammern sollen den Stoff nur in Position halten – gespannt wird er erst mit den Holzleisten.

2.3 Holzleisten zuschneiden und vorbereiten


Jetzt schneidest du mit deiner Stichsäge die Holzleisten auf die richtige Länge zu. Die langen Seiten schneidest du etwas kürzer ab, als die Seitenteile deines Rahmens sind. So kommt dir der Stoff in den Ecken nicht in die Quere. Ich habe ca. 4-8 mm von der Länge der Seitenteile (100cm) abgezogen. Die Leisten waren dann zwischen 99,2 cm und 99,6 cm lang.

Für die kurzen Teile musst du dann noch zwei mal die Stärke der Holzleisten vom Innenabstand deines Rahmens abziehen + 4 – 8 mm Extraabstand. Das waren bei mir 62,5 cm – 2 x 2,4 cm – 0,4 cm = 59,7 cm. Ein paar mm auf oder ab ist hier aber nicht problematisch.

Weiters habe ich gleich die Schrauben auf den Leisten angesetzt. Achte dabei darauf sie leicht schräg anzusetzen, damit du nachher noch genug Platz für den Akkuschrauber hast. Wenn du die Leiste in Position bringst, sollten die Schrauben im unteren Drittel der Leiste angesetzt sein, damit der gespannte Stoff die Leisten nicht wieder vom Rahmen wegzieht.

2.4 Stoffbezug mit Holzleisten spannen


Beim Spannen des Stoffes gehst du nun wie folgt vor:

Schraube bei ungespanntem Stoff eine Leiste an eine beliebige Längsinnenseite deines Rahmens. Drücke nun die zweite Leiste an die gegenüberliegende Seite und beginne währenddessen den Stoff zu spannen. Arbeite dich dann folgendermaßen von den Enden in die Mitte vor:

  1. Spanne den ganzen Stoff so gut es geht vor, während du die Leiste in Position hältst.
  2. Gehe nun zur linken Seite deiner Leiste, spanne den Stoff dort so stark wie möglich und drehe die dort angesetzte Schraube rein.
  3. Das gleiche wiederholst du in der rechten Ecke;
  4. Jetzt hast du beide Hände frei und kannst das Ganze in der Mitte wiederholen. Versuche dabei den Stoff über die ganze Fläche möglichst gleichmäßig zu spannen.
  5. Für die kurzen Seitenteile wiederholst du den Vorgang.

3. Steinwollfüllung und hintere Bespannung


Nachdem du den Stoff gespannt und befestigt hast, ist es jetzt an der Zeit die Schallabsorber mit Steinwolle zu füllen. Damit diese später nicht frei in deinem Raum herumfliegt, musst du die Rückseite der Absorber natürlich auch noch verschließen

3.1 Materialien und Werkzeuge


Als Füllung der Absorber verwendest du am besten Steinwolle aus dem Baumarkt – ich habe dafür die „Rockwool Sonorock“ von OBI verwendet. Es sollte dafür aber jede andere auch geeignet sein. Falls du keine Steinwolle verwenden möchtest, kannst du dir auf dieser (eher unschönen) Homepage auch Dämmwerte von anderen in Frage kommenden Materialien ansehen.

Für meine 14,2 cm tiefen Schallabsorber habe ich eine Packung mit einer Stärke von 80 mm (sind genau sechs Platten drinnen) und eine weitere mit 40mm genommen . Wenn du nun jeweils eine dieser Platten in deinem Rahmen aufeinander legst, hast du noch 2 cm Spielraum bis zur Rückwand.

Für die Rückwand habe ich ein einfaches Gartenvlies verwendet. Das ist zwar nicht so rissfest wie Stoff, aber günstiger – und die Rückwand sollte montagebedingt ja eh keinen Strapazen (wie z.B Katzenkrallen) ausgesetzt sein.

Weiters benötigst du wieder einen Tacker mit zusätzlichen Tackerklammern, dichte Handschuhe (am besten Gummihandschuhe), lange Kleidung, ein scharfes Stanleymesser und eine Stoffschere.

3.2 Mit Steinwolle füllen


Das einpassen der Steinwolle ist eigentlich ein Selbstläufer. Einige Punkte solltest du dabei aber trotzdem beachten:

  1. Immer Handschuhe und lange Kleidung tragen – Steinwolle kann ganz schön kratzen.
  2. Den zu füllenden Rahmen auf den Boden legen damit du keine Dellen in deine Stoffbespannung drückst (also nicht wie auf meinem Foto die Rahmen übereinander stapeln).
  3. Mit der dünnen Platte zuerst anfangen und diese so zuschneiden, dass sie in den inneren Rahmen deiner Stoffbefestigung passt.
  4. Die dicke Platte drauflegen – Fertig!

3.3 Rückseite verschließen


Für die Rückseite habe ich ein Gartenvlies aus dem Baumarkt verwendet. Die Breite von 1,5 m past dafür recht gut und mit 10 m Länge schaffst du wenn nötig auch mehr als sechs Absorber. Ich habe das Vlies zweilagig verwendet (kam schon gefaltet aus der Verpackung), da es sonst zu anfällig für Schäden ist.

Die Vorgehensweise ist wie folgt:

  1. Das gefaltete Vlies aus der Verpackung nehmen und auf den Absorber legen.
  2. Vlies an einer der kurzen Seiten gerade richten und festtackern.
  3. Das Vlies auf der gegenüberliegenden Seite mäßig spannen und ebenfalls festtackern.
  4. Bei den zwei übrigen Seiten die gleiche Vorgehensweise verwenden.
  5. Vlies gerade abschneiden, sodass noch ca. 5 cm über den Rand des Absorbers hinausstehen.
  6. Das überstehende Vlies nach innen klappen und ebenfalls rundherum festtackern.

4. Wandbefestigung und Kosten


Jetzt ist der Absorber eigentlich fertig. In diesem Zustand kannst du ihn z.B. schon als mobilen Absorber zum Aufnehmen verwenden, wobei die Standfestigkeit noch nicht recht hoch ist. Wenn du die Schallabsorber aber wie ich an der Wand befestigen möchtest, brauchst du natürlich noch entsprechende Ösen und Abstandhalter.

4.1 Wandbefestigung und Abstandhalter


Zur Befestigung der Schallabsorber an der Wand habe ich Ringschrauben und gerade Schraubhaken verwendet. Beim Reindrehen der Ringschrauben musst du darauf achten deine Gartenvlies-Bespannung nicht zu zerstören – also am besten ein Loch ins Vlies stechen und dann erst die Ringschraube reindrehen. Um den Wandabstand, der durch die Ringschraube entsteht, auszugleichen, habe ich an der Unterseite des Absorbers noch Verschnittstücke von den Seitenteilen oder der Bespannungsleisten angeschraubt. Diese haben die passende Stärke und halten den Absorber so gerade. Zum Schutz der Wand habe ich auch noch Filzgleiter draufgeklebt.

4.2 Die fertigen DIY Schallabsorber


Die fertigen Schallabsorber kannst du an der Wand oder mit zusätzlichen Ringschrauben auch an der Decke montieren und als Deckensegel verwenden. Wenn du noch Beine zur Stabilisierung anbringst sind sie auch gut als mobile Schallabsorber geeignet. Nachdem dein Raum aber wahrscheinlich andere Anforderungen hat als meiner, nimm diese Anleitung am besten als Startpunkt und adaptiere sie nach belieben. Ich habe z.B. mit den restlichen 40mm Steinwollplatten auch noch kleinere Schallabsorber gebaut. Diese sind noch etwas tiefer (19 cm) und stehen an den Seitenwänden unter meinen großen Absorbern.

4.3 Kosten


Sofern du die Werkzeuge wie Stichsäge, Akkuschrauber, Bits, Tacker, Stoffschere, usw. schon hast halten sich die Kosten für sechs Absorber sehr in Grenzen. In der folgenden Tabelle habe ich die Kosten für sechs Schallabsorber grob aufgeschlüsselt. Die Kosten können natürlich von Land zu Land und von Baumarkt zu Baumarkt variieren.

Holzlatten für den Rahmen
(10 Latten zu je 210 x 2,6 x 14,2 cm)
~ 100€
Leisten für Stoffbefestigung~ 15€
Stoff & Gartenvlies~ 40€
Steinwolle~40€
Schrauben~ 25€
Summe~ 220€

Fazit


Wenn du nicht davor zurückschreckst selbst Hand anzulegen und immer brav „Hör mal wer da Hämmert“ geguckt hast, kannst du dir mit DIY-Raumakustik eine Menge Geld sparen. Dabei musst du bei sorgfältiger Arbeit auch keineswegs auf Qualität verzichten und hast ein auf deine Bedürfnisse zugeschnittenes Endprodukt. Einen sehr empfehlenswerten Beitrag zu DIY Raumaksutik gibt es auch auf bonedo.de

Wenn du mehr Fragen zum Thema Recording hast, kannst du gerne in meinen Homerecording Beiträgen nach Antworten stöbern.

Beitragsbild: Chris Hörmann
Quellen: Wikipedia (2019)


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